Regina Roskoden widmet sich seit langem dem Haus als Leitthema. Ihre Skulpturen aus gefundenen Stücken, meist Stein, und geformten Terrakottaelementen, haben architektonischen Charakter im Obiektformat. Sie behausen und
grenzen ab, verbergen und schließen ein, behaupten sich und schützen gegen Unbilden aller Art. Sie stehen für Heim
und Burg, Gedenk- und Rückzugsort, können auch Zeichen der Verehrung sein oder der Repräsentation. Sie erhalten die
Form von Schreinen oder Toren, von Tempeln oder Türmen.
Doch die gebauten, geschichteten und zusammengefügten Gehäuse von Regina Roskoden vermitteln nicht nur Sesshaftigkeit und Beständigkeit. In den hier gezeigten Arbeiten aus den Jahren 1989 bis heute stellen sie auch beunruhigende Sinnbilder dar. Keile bringen die Stabilität des Gebauten in eine prekäre Schieflage; Häuser sind geteilt oder bewegen sich, heißen „Wellenhaus“ oder „Abriss Objekt“. Türme kommen ins Wackeln oder sind mit Kleinkram gefüllt. Nicht nur die Titel, auch die gestalterischen Lösungen enthalten etwas Spielerisches, Leichtfüßiges. Doch unversehens gleitet e s ins Abgründige oder Bedrohliche ab, wenn sich hinter dem visuellen Befund die Widersprüche im Spannungsfeld von Form und Funktion auftun.
Michael Nungesser, 2015
Maximale Höhe: 70 cm